Eigentlich ein schöner Flugtag in Oppenau

Prognose Westwind und mäßige Thermik, viele Piloten fanden heute am Sonntag, 9.4.2017, gut fliegbare Bedingungen an der Zuflucht vor, dementsprechend voll war es am Startplatz und in der Luft. Wegen der Inversion nicht ideal für Streckencracks, aber nicht jeder ist ja auf die maximale Kilometerleistung aus.

Leider kam es kurz vor 14 Uhr zu gleich 2 Flugunfällen innerhalb von 5 Minuten: Eine Pilotin verschätzte sich beim Eindrehen am Startplatz und krachte in ein geparktes Auto oberhalb des Startplatzes.

Der zweite Unfall schon fast ein Klassiker: Kurz nach dem Start Frontklapper in geringer Höhe. Anschließend pendelte der Pilot unkontrolliert nach unten und schlug in der Nähe des Waldwegs unterhalb des Startplatzes auf.

Um es vorweg zu nehmen: Vermutlich haben beide Piloten Glück im Unglück gehabt und keine sehr schweren Verletzungen erlitten. Wir wünschen beiden eine schnelle und gute Genesung!

Gerade der zweite Unfall sollte aber allen Piloten noch mal ins Gedächtnis rufen: Bleibt nach dem Start extrem konzentriert, bis ihr ausreichend Luft unter dem Hintern habt! (danach natürlich auch…). Auch bei Westlage schwankt die Windrichtung am Startplatz zwischen Süd und West, teilweise bis NW. Bei temporärer Südströmung kommt es häufig vor, dass der Wind von Süden her über den Startplatz streicht und direkt vor dem Startfenster ein Lee hervorruft. Wenn man dann gleichzeitig aus einer thermischen Blase gefallen ist (und der Schirm mangels Reaktion einen kleinen Anstellwinkel hat) , ist eine Kappenstörung fast vorprogrammiert. Das ist kein Vorwurf an den betroffenen Piloten, manchmal kommt es wirklich dumm und unerwartet. Aber lasst euch alle Zeit mit dem Beinsack, dem Wickeln, Vario justieren, was auch immer, und seid auf jede aerodynamische Sauerei gefasst, bis ihr in der freien Luftströmung seid. Danke und Happy Landings!

Teil 2 der Story: Verhalten bei Rettungseinsätzen.

Ich war zum Zeitpunkt der Unfälle in der Luft, ca. 1 km entfernt. Mit ist aufgefallen: Nur noch wenige Piloten in der Luft, keiner startet, der Startplatz ist leergeräumt. Schlussfolgerung: Irgend etwas muss vorgefallen sein. Also: Sofort landen.

Innerhalb der nächsten 20 Minuten trafen dann 2 Rettungswagen ein, die gut sichtbar mit eingeschaltetem Blaulicht im Startplatzbereich standen. Das hat mehrere (!) Piloten nicht daran gehindert, weiter zu fliegen, alles in geringer Höhe und im Umkreis von 500 m um die Unfallstelle. Daran, dass ein Flugunfall häufig mit einem Rettungshubschraubereinsatz einher geht, hat niemand gedacht. Oder war nicht fähig zum Landen, ich weiß es nicht. Einer der Piloten, von mir nach der Landung darauf angesprochen, meinte: „Nachdem ich die Rettungswagen gesehen habe, war ich der Meinung, jetzt wird ja wohl kein Heli mehr kommen…“ Nachdem der Rettungsheli aus Richtung Freudenstadt dann im Anflug war, sind sie immerhin Richtung Landeplatz geflüchtet, wenn auch reichlich spät und zaghaft.

BITTE: Wenn sich ein Rettungseinsatz andeutet oder vom Startplatz aus signalisiert wird, räumt den Luftraum! Sofort landen gehen oder wegfliegen, je nach Situation. Im schlimmsten Fall kommt der Notarzt sonst zu spät und ein verunglückter Fliegerkollege muss das mit seinem Leben bezahlen, soweit darf es nicht kommen!

Ralph Zielosko

Luftaufsicht, Oppenauer Gleitschirmflieger

1. ZweiGleitschirmeinStartplatznähe,dazwischen der Rettungshubschrauber

2. 15 Sekunden später der Rettungsheli im Anflug