Auf dem Weg in die 1. Bundesliga

Oppenauer Gleitschirmflieger beherrschen die Disziplin des Streckenfliegens / Tabellenführer in 2. Liga

Mitglied der Oppenauer Gleitschirmflieger beim Flug über dem Renchtal. Foto: Oppenauer Gleitschirmflieger

Das Prinzip des Streckenfliegens ist so einfach wie faszinierend: Man startet mit dem Gleitschirm und versucht so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen. Die Gleitschirmpiloten aus Oppenau beweisen, dass sie diese Disziplin sehr gut beherrschen. Der Tabellenführer der 2. Liga strebt den Aufstieg in die erste XC-Bundesliga (steht für Cross Country) an.

Oppenau (red/rüd). Die drei weitesten Flüge von drei Piloten eines Vereines kommen an jedem Wochenende in die Wertung. Dabei werden nur Flüge ab einer Mindestdistanz von 15 Kilometern berücksichtigt. Die Flüge müssen per GPS-Track nachgewiesen werden. Um so vielen Piloten wie möglich die Teilnahme am Wettbewerb zu ermöglichen, wird dieser ausschließlich an Samstagen und Sonntagen ausgetragen.

Mit beachtenswerten Leistungen konnten sich die Piloten des Vereins „Oppenauer Gleitschirmflieger“ in der 2. Streckenflug-Bundesliga die Tabellenführung „erfliegen“. Hier nur einige ausgesuchte Flüge über 100 Kilometer: Samuel Blocher konnte im Juni nach einem frühen Start am Sandkopf in Oppenau bis zum Titisee im Hochschwarzwald fliegen, um anschließend nach einem achtstündigen Flug und 168 Kilometern wieder in Baiersbronn zu landen.

Daniel Müller gelang am gleichen Tag ein 118-Kilometer-Streckenflug von der Zuflucht in Oppenau aus Richtung Norden, vorbei am Rheinufer bei Altlußheim, über den Hockenheimring bis nach Heidelberg. Thomas Fischer startete Anfang August am Startplatz Zuflucht seinen beeindruckenden Flug mit einer Distanz von 160 Kilometern bis zum Feldberg und wieder zurück nach Freudenstadt. Auch Rainer Tirgrath konnte an diesem Tag vom selben Startplatz aus einen großen Teil des Schwarzwaldes überfliegen und am späten Abend nach 136 km wieder bei Musbach hinter Freudenstadt landen. Sebastian Schmied setzte seinen außergewöhnlichen Plan ins Renchtal „heimzufliegen“ fast in die Tat um. Er trat seinen 108-Km-Flug am Treh im südlichen Elsass an und nahm eine seltene Flugroute über das Oberrheintal bis nach Gengenbach. Bernd Dieterle ließ sich Ende August über eine Distanz von 144 km vom heimatlichen Start an der Zuflucht aus über Pforzheim, Alpirsbach und wieder zurück zur Zuflucht vom Wind tragen.

Außerdem konnten folgende Piloten bis jetzt in dieser Saison in der 2. Bundesliga für den Verein punkten: Sebastian Dlugoszek, Gerd Mauthe, Michael Buck, Egon Rill, Thomas Maier, Reinhold Haas, Jochen Erhardt, Ralph Zielosko sowie Hermann Bach.

Schöne Erlebnisse

Trotz Wettbewerb ist jedoch klar: Nicht die Anzahl der zurückgelegten Kilometer ist entscheidend, sondern die schönen Momente und die einzigartigen Erlebnisse in der Luft. Die Oppenauer Gleitschirmflieger bestehen aus 102 Mitgliedern. In mehreren Arbeitseinsätzen im Jahr pflegen sie die Start- und Landeplätze. Bei passendem Wetter wird zusammen „auf Strecke gegangen“ und nach einem schönen Flugtag trifft man sich zu einem „Landebier“ und teilt die Flugerlebnisse. Um gefährdeten und schutzbedürftigen Tieren und Pflanzen ihre Rückzugsgebiete zu gewähren, gibt es im Gleitschirmsport Flugverbotszonen und saisonale Beschränkungen. Desweiteren führt der Verein regelmäßig Habitatsmaßnahmen durch und nehmen so aktiv am Umweltschutz teil.

Fünf Startplätze in alle Himmelsrichtungen bietet das Oppenauer Fluggebiet. Das schätzten bereits die Teilnehmer der Baden-Württembergischen Meisterschaften. Archivfoto: Christoph Breithaupt

Walk & Fly

Für das sogenannte „Walk & Fly“ (oder „Hike & Fly«) bieten Oppenau und Umgebung viele Möglichkeiten. Dabei werden Lauf- und Gleitschirmsport kombiniert. Eine gewichtsreduzierte Ausrüstung ist vorteilhaft. Nach einer schweißtreibenden Wanderung ziehen die Wanderer den Gleitschirm auf und gleiten ins Tal hinab oder drehen bei guten thermischen Bedingungen noch bis zur Wolkenbasis auf. Weitere Informationen über den Verein sowie den Gleitschirmsport gibt es unter:

www.oppenauer-gleitschirmflieger.de

Enormes Streckenflugpotenzial

Zur Grundausstattung eines Gleitschirmfliegers gehören der Gleitschirm, ein Sitzgurtzeug (für längere Strecken spezielle bequeme und warme Liegegurtzeuge) sowie ein Notfallschirm. GPSfähige Höhenmesser bzw. Flugcomputer werden in der Regel auch mitgeführt. Eine moderne Ausrüstung wiegt zwischen 10-15 kg und kann kompakt in einem Rucksack auf dem Rücken getragen werden.

Mit fünf Startplätzen in alle Himmelsrichtungen bietet das Oppenauer Fluggebiet bei passenden Wetterverhältnissen eine nahezu hundertprozentige Startchance. Ein Gleitschirm startet immer in die Richtung, aus der der Wind weht. Nicht ohne Grund wurden in Oppenau bereits mehrere Male die Baden-Württembergischen Meisterschaften ausgetragen. Der Schwarzwald gilt aufgrund der engen Täler und oft begrenzten Landemöglichkeiten als ein anspruchsvolles Fluggebiet, bietet jedoch vor allem im Frühjahr ein enormes Streckenflugpotenzial.

Quelle: reiffmedien-ger.newsmemory.com